Sehen Sie sich bitte dieses Foto an:
Dieses Mädchen heißt Rina Shnerb. Sie war 17 Jahre alt und wurde durch eine Bombe in der Nähe einer israelischen Siedlung im Westjordanland ermordet. Ihr Vater und ihr Bruder wurden bei dem Anschlag z.T. schwer verletzt. Wurde sie zu Recht ermordet?
Immer wieder habe ich in Europa Reaktionen auf solche Meldungen erlebt, die mich irritierten: Von „geschieht den Siedlern ganz recht“ bis eben„zu Recht ermordet“ oder „gut so“ hörte ich bereits alles mögliche.
Das Argument, das fast immer dahinter steht – wenn es nicht nackter Antisemitismus ist: „Was begeben sich die Siedler in eine Gegend, in die sie nicht hingehören und wo es natürlich gefährlich ist. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben. Da brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie getötet werden.“ (Wobei Rina und ihre Familie keine Siedler sind, sondern dorthin einen Ausflug gemacht haben – was natürlich viele auch schon kritisieren würden).
Nun, wir brauchen hier nicht darüber diskutieren, ob die Siedlungen im Westjordanland legitim sind oder nicht. Die politische Diskussion ist nicht das, was mich hier bewegt. Ich bin ein Gegner der Siedlungen, glaube aber gleichzeitig (leider), daß selbst mit der Aufgabe der Siedlungen kein Frieden garantiert wäre.
Aber wie gesagt, die politische Debatte interessiert mich hier gar nicht so, sondern eher die Akzeptanz eines Mordes, nur weil es sozusagen „politisch korrekt“ ist – zumindest für diejenigen, die gegen die Siedlungen im Westjordanland sind. Aber kann man einen Mord – egal aus welchen Gründen – legitimieren? Ich weiß schon: „Was dem einen sein Terrorist, ist dem anderen sein Freiheitskämpfer“, klar.
Aber dann wären die Morde, die der Irgun und Etzel begangen haben, um die Briten zum Abzug aus Palästina zu zwingen, um den Juden endlich eine Heimat, einen sicheren Hafen nach dem Holocaust zu schaffen, auch „legitim“ gewesen. Sind sie aber nicht. Es waren Terrorakte. Es gibt auch in diesem Fall Menschen, die das legitimieren. Ich kann das nicht. Nicht im einen Fall, nicht im anderen.
Manche mögen mich jetzt „naiv“ nennen. Denn die Welt ist nun mal so, Kriege sind nun mal so, so manches erreicht man eben nur über Gewalt. Ja. Ich weiß. Es ist so. Ich habe genug Kriege selbst miterlebt. Für mich ist Krieg kein Abstraktum im Fernsehen.
Aber der Mord an wen auch immer, ist für mich dennoch nicht akzeptabel. Nur weil die Person, die ermordet wurde, auf der „falschen Seite“ war?
Ein junges Mädchen wurde heute ermordet. Gestern war es jemand anders, morgen wird es wieder jemand anders sein. Einmal auf der israelischen, einmal auf der palästinensischen Seite. Und so geht es immerzu weiter.
Aber wer irgendwann beginnt, dafür „Verständnis“ zu haben, gibt seine Menschlichkeit auf. Daran sollten alle denken, die einen Mord an welchen Menschen auch immer akzeptieren.
2 Gedanken zu „Zu Recht ermordet?“
Mord zu Recht gibt es per se nicht !! Im Rahmen der kollektiven oder individuellen Notwehr kann es zu Tötungen kommen : Ein vollkommen anderer Tatbestand , sowohl ethisch- moralisch , als auch im Sinne des Strafrechtes !
Das ist mir aus der Seele geschrieben! Wir dürfen nie nie akzeptieren, Mord nicht Mord zu nennen!