PLING!

PLING! Ja, ich weiß, in jeder deutscher Zeitung, in jedem deutschen Sender wurde darüber berichtet. Israel ist Impfweltmeister und alles klappt wie am Schnürchen, weil die Digitalisierung perfekt ist. Also erzähle ich Ihnen heute wahrscheinlich nicht wirklich etwas Neues. Aber nachdem SPIEGEL ONLINE eine Story über das Versagen in Deutschland veröffentlicht hat: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/corona-impfung-biontech-entwickelt-system-zur-besseren-verteilung-a-f736fcad-b5e3-426e-958e-403572a12ba2 , dachte ich, ich erzähle Ihnen dennoch von meinen Erfahrungen hier in Israel.

Ich war erfasst

Als ich zurückkam nach Israel, mußte ich nach den neuen Regelungen 72 Stunden vor Abflug einen Coronatest machen. Dieser musste natürlich negativ sein, klar. 24 Stunden vor Abflug füllt man Online einen Fragebogen für das israelische Gesundheitsministerium aus, den man umgehend akzeptiert zurückbekommt. Man muss ihn ausdrucken und vorzeigen, sonst darf man gar nicht erst in die Maschine (negativer Coronatest musste natürlich auch vorgezeigt werden). Mit diesem Fragebogen war ich erfasst. Bei der Landung in Tel Aviv ging ich am Flughafen zum erneuten Coronatest. Vorher füllte ich kurz ein paar Angaben aus, die junge Dame am Schalter erklärte mir, ich könne das Testergebnis nach 14 Stunden Online abfragen. Dazu musste ich auf einem Bildschirm ein Passwort eingeben, das ich dann wieder benutzen sollte. Danach kam der Test. Dann ging’s ab nach Hause. Da die Maschine kurz vor Mitternacht gelandet war, dauerte es eine ganze Weile bis ich endlich im Bett war. Und dann schlief ich erst mal lange.

PLING!

Gerade aufgewacht, griff ich nach dem Handy. PLING war da eine sms mit dem Testergebnis: negativ. Prima. Drei Minuten später: PLING wieder eine sms. Von der Krankenversicherung, sie hätte das Ergebnis meines Tests erhalten, es sei auf deren App auf meinem Handy jederzeit abrufbar. Die obligatorische Quarantänezeit hatte begonnen. Sie dauert in Israel 14 Tage oder zehn Tage, wenn man am 9. Tag einen weiteren Test macht und der negativ ist. Doch erst kam am zweiten Tag der Quarantäne ein automatisierter Anruf der Krankenkasse: „Haben sie Fieber? Dann drücken sie die 1, wenn nicht, die 0. Haben Sie husten, dann drücken sie die 1, wenn nicht, die 0.“ ok. Die Tage gingen dahin. Der 9. Tag kam. Sich in Quarantäne befinden bedeutet, dass man zum testen nur in ein Drive-In fahren darf. Entweder selbst fahrend oder mit einem Taxi. Zu Fuss zu einer Teststation gehen, ist nicht erlaubt. Also fuhr ich mit dem Taxi zum Drive-In. Dort bekam ich zuerst einen Zettel mit einem QR-Code. Ich hielt das Handy hin und sofort sprang mir ein Formular entgegen zum ausfüllen. Zwei Minuten später stand ein junger Mann mit einer kleinen Maschine um den Hals am Auto. „Bist du Richard?“ „Ja“. Er drückte auf einen Knopf, heraus kamen Aufkleber zum Beschriften der Teströhrchen mit meinen Angaben von vorhin. Name, Adresse etc. Wir fuhren in das Zelt, wo getestet wurde. Fenster runter, im Auto sitzen bleiben. Stäbchen in die Nase und in den Rachen, Aufkleber abgeben. Das war’s. Tschüss!

PLIING! PLING!

Am nächsten Morgen: PLING. Eine sms, Testergebnis negativ. Fünf Minuten später: PLING eine sms des Gesundheitsministeriums: Sie sind damit ab heute Nacht 0.00 h aus der Quarantäne entlassen. Alles Gute und weiter beste Gesundheit!

Wow. Nix wie raus am nächsten Morgen, endlich wieder raus aus der Bude. In vier Tagen sollte ich meine erste Impfung erhalten (den Termin hatte ich mir noch im Ausland über meine Krankenversicherungsapp organisiert. Dauerte ganze 2 Minuten!). Zwei Tage vor der Impfung: Ein automatisierter Anruf: „Sie haben dann und dann ihre Impfung. Wollen sie den Impftermin wahrnehmen, dann drücken sie die 1, verschieben die 2, absagen die 3“. Klar, dass ich den Termin wahrnehmen wollte. Also die 1.

Keine 4 Minuten

Impftermin war angesetzt um 14.32. Die Termine werden im 4-Minuten-Takt vergeben und alle meine Freunde, die schon geimpft waren, sagten mir, dass man wirklich pünktlich drankommt. Ich fuhr zur Impfstation. War etwas zu früh da. „Ist das ein Problem? Soll ich jetzt noch 20 Minuten warten?“ „Nein, nein, ziehen sie eine Nummer, sie kommen dann gleich dran, kein Problem“. Ich zog eine Nummer. Drei Minuten später (!) wurde ich aufgerufen. Ging hinein, machte den Arm frei, setzte mich hin, machte das obligatorische Selfie mit der Schwester, die mich impfte. Wumms – war ich schon wieder draußen. Dauerte keine 4 Minuten. Dann aber hinsetzen und eine Viertelstunde warten. So ist die Regelung, für den Fall, dass es allergische Reaktionen gibt.

PLING! PLING! PLING!

Dann wieder heim. Erledigt. Schon hatte ich die erste Impfung völlig unspektakulär hinter mir. Ein paar Tage später: PLING eine sms der Krankenversicherung, ob ich Nebenwirkungen gespürt habe, wenn ja, welche. Bitte beantworten (nicht verpflichtend) für die Statistik und weitere Kontrolle. Machte ich gerne. Außer Schmerzen im geimpften Arm und ein bißchen Schwindel in der ersten Stunde nach der Impfung war alles ok.

Zwei Tage später: PLING eine sms, die mich an meinen zweiten Impftermin, der mir automatisch zugewiesen wurde (exakt 21 Tage nach der ersten), erinnerte.

Einen Tag später: PLING – der Hinweis, wie ich nach der zweiten Impfung dann meine Impfbescheinigung und den grünen Impfpass bekomme (natürlich auch alles Online, klar).

So. Das war’s bislang. So simpel geht’s. Kann’s gehen. Und so bleibt mir im Augenblick nichts übrig als mir Sorgen zu machen: um meine Familie, meine Freunde, meine Bekannten, die verzweifelt hoffen, den Impfstoff in Deutschland endlich zu bekommen. Von einem Termin kann ja noch gar nicht die Rede sein.

 

10 Gedanken zu „PLING!

  1. Versagen der politischen Führung-Nerkel -Spahn und vor allem von der Leyen. Niemand fühlt sich schuldig, Niemand verantwortlich. Man duckt sich weg. Verlängert den Lockdown, senkt das Ziel

  2. Du hast es treffend auf den Punkt gebracht.
    Pling Man geht zum Test und Pling man ist geimpft (ich hatte meine zweite Impfung bereits am 24.01.21)
    Zukunftsmusik für viele Menschen.
    Es geht weiter…
    Wenn man dann im März geimpft in ein Hotel gehen möchte geht es.
    Die Hotels haben eine Verbindung mit dem Gesundheitsamt und geben die ID Nummer ein.
    Man weiss wer geimpft ist.
    Die Fälschungen die es so auf dem Schwarzmarkt auftauchen werden nicht helfen.

  3. Dem kann können wir nur zustimmen! Vor allem Frau von der Leyen(selbst Ärtzin!). Es ist einfach unglaublich, und von Vertrauen keine Rede. Was die digitale Erfassung (wie in Israel) angeht, können wir in D nur träumen!!
    herzlichst aus dem Lockdown

  4. Israel hat nur rund 9 Millionen Einwohner, davon gerade mal etwa 10% über 65-jährige (also hat fast jeder ein Handy). Gut strukturierte Verwaltung mit zentraler Steuerung, da wundert es mich nicht…

  5. Die Datenerfassung so in Deutschland durchzufuehren wie in Israel duerfte unmoeglich sein. Das Protestgeschrei waere bis Israel zu hoeren.

  6. Klar: Israel ist konsequent und offenbar besser durchorgansiert wie das einst für seine ordentliche Bürokratie und Verwaltung gelobte Deutschland.
    Aber dennoch vermisse ich: Aufklärung über die Impfung und mögliche Nebenwirkungen?

  7. Das hört sich positiv an. Impfen und fertig und Impfpass und alles ist im Lot. Kaum zu glauben. Hier in Deutschland sterben in den Altersheimen inzwischen etliche alte Menschen, die mit BiontechPfizer Impfstoff geimpft wurden. Sie waren soweit alle vorher gesund, wie Pfleger ergo Augenzeugen ergo Whistleblower aussagten, welche vor Ort waren. Die Impfung wurde in Windeseile von einem Arzt (der nicht nach Allergien fragte, oder sonst wie etwas von Vorerkrankungen wissen wollte) vorgenommen. Bundeswehr Soldaten waren auch anwesend, was die Heimbewohner zusätzlich einschüchterte. Nach der Impfung traten sehr bald heftigste Nebenwirkungen auf. Von 31 Heimbewohnern (in einem Berliner Heim) sind inzwischen 11 verstorben. Die Todesursache der Geimpften wurde aufgrund von Covid19 attestiert, NICHT wegen der Nebenwirkungen. Eine Obduktion der Toten fand nicht statt oder wird vermieden/verhindert. Ich las, dass auch in Israel Menschen bereits an den Impffolgen verstarben. Herr Schneider, ich habe Sie als kritischen Geist mit gutem journalistischem Gespür in Erinnerung. Ihre Blogs sind ausgezeichnet. Besteht den kein Interesse zu diesem brisanten Thema investigativ zu recherchieren? Sollten Sie dies bereits getan haben und keine Auffälligkeiten entdecken konnten, dann wären Sie dennoch nicht „aus dem Schneider“. Shalom!

  8. Endlich wieder eine Nachricht von Ihnen! Vielen Dank. Ihre Erfahrungen habe ich auch von meine israelischen Freunden gehört. In GER warten wir zuhause, sind wie Bienen im Stock eingesperrt, rackern am PC und fühlen uns machtlos und bisweilen deprimiert. Die Rückkehr zur Freiheit wird von neuen Überraschungen weiter hinausgezögert. Ich denke wir warten noch ein Jahr bis zur Impfung! Gut Ding braucht Weil! Ha ha

  9. Ich lebe auch in israel, habe Kinder und auch die sind schon geimpft! Und meine 75- jährige Tante die in der Schweiz lebt steht auf einer Warteliste!!!! Das ist für mich unverständlich!!!!!!

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