Ja, es ist viel los in der Welt und es gäbe viel zu berichten. Über Trump und Iran, über Israel, Gaza, über über über.
Aber heute nur eine kleine Geschichte am Rande, gestern in Berlin. Ich setze mich ich ins Taxi und sage dem Fahrer, wohin ich will. Er antwortet mir, fährt los.
Und ich: Sie kommen aus Bayern, richtig?
Er: Hört man das?
Ich: Ja. Ich bin ja auch aus Bayern. Aus München, woher sind sie?
Er: Naja, ich habe in Eggenfelden gelebt und dort Deutsch gelernt. Und da habe ich wohl ein bißchen den Dialekt mit übernommen.
Ich (ich sah ja, daß er ein „Zugroaster“ war): Allerdings, und wie. Das ist ja lustig. Woher kommen sie ursprünglich?
Er: Aus Beirut. Aber ich bin Palästinenser, ich bin im Flüchtlingslager Shatila aufgewachsen.
Ich: Das kenne ich, da war ich mal.
Er: Wieso?
Ich: Bin Journalist.
Er: Wo leben sie?
Ich: In Tel Aviv.
Er: Hey, dann sind wir ja sowas wie Nachbarn.
Ich: Ja.
Und dann begannen wir ein ganz wunderbares Gespräch über den Nahen Osten und über den Rassismus in Deutschland.
Am Ende unserer Fahrt lachten wir darüber, daß in Berlin viele Israelis in arabisch-palästinensischen Kreisen verkehren und umgekehrt – weil man im Ausland merkt, wieviel Gemeinsamkeiten man hat. Daß man manchmal den geographischen Abstand braucht, um zu merken, daß man doch miteinander kann, wenn man nur will.
Wir wünschten uns gegenseitig alles Gute und verabschiedeten uns. So kann ein Tag beginnen! Nicht schlecht, nein?
2 Gedanken zu „So kann ein Tag beginnen“
Ja, das ist ein exzellenter Start in den Tag! 🙂
Sie haben so recht, eine tolle Szene, in Berlin! Ich bin gerade zurück aus Marseille und habe durch Zufall bei (nichtjüdischen) Freunden in einer sehr arabischen Straße in Noailles gewohnt, zusammen mit einem lesbischen Pärchen aus Barcelona. Ich habe mir Schreckensszenerien ausgemalt, was passieren würde, liefe ich mit Kippah auf dem Kopf und meine Freundinnen Hand in Hand durch die Straße…aber natürlich ist die Realität anders als das Kopfexperiment und so liefen auch in diesem Viertel wie in ganz Marseille orthodoxe jüdische Familien lang (kaufen auf dem Markt) und natürlich passiert: nichts. Und ich habe mich wohl gefühlt, mitten in Noailles.