Friedensnobelpreis für die iranische Jugend?

Es ist nicht das erste Mal, daß die iranische Bevölkerung, vor allem junge Menschen auf die Straße gehen. Aber wahrscheinlich haben sie im Augenblick das Glück, daß das Ausland nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen noch intensiver auf sie schaut. Sie sind so unglaublich mutig, sie stellen sich gegen die Revolutionsgarden, gegen die Kleriker, gegen Soleimani, gegen Khamenei selbst. Und sie schreien diesen Protest laut heraus, ganz egal, ob die Handlanger des Regimes in der Nähe sind und sie zusammenschlagen oder festnehmen oder gar erschießen wollen.

100 000 Retweets

Diese jungen Menschen sind beeindruckend. Sie sind seit 2009 immer wieder auf die Straße gegangen und, wie man auf Twitter sehen kann, sind sie keineswegs Gegner von US-Präsident Donald Trump. Dieser hat Tweets auf Farsi abgesetzt, um sich mit der Protestbewegung solidarisch zu erklären und das Regime zu warnen, die jungen Iraner nur ja nicht anzugreifen. Diese Tweets wurden im Iran zum Teil über 100 000 Mal retweetet, während sie im Westen nur als zynisches Spiel eines debilen Mannes im Weissen Haus angesehen werden.

Beverly Hills

Aber was erzählt das über diese jungen Menschen? Sie sehnen sich nach Freiheit und Liberalismus und offensichtlich ist für viele Amerika immer noch ein Traum, so wie für viele Iraner, die nach der Revolution 1979 in die USA flohen und sich dort ein neues Leben aufbauten, unter ihnen übrigens auch viele Juden. In Beverly Hills findet man eine riesige iranisch-jüdische Gemeinschaft, wo selbst die Kleinsten noch Farsi sprechen und die Älteren, die sich noch erinnern können, ihre Sehnsucht nach dem Heimatland nicht ablegen können.

Opgusht mit Gondi

Ich selbst kenne das „Innenleben“ persisch-jüdischer Familien ganz gut, ich war einige Zeit in solch einer Familie aufgenommen. Es ist unglaublich beeindruckend, wie sie an ihrer Kultur, an ihrem Erbe festhalten. Während Juden aus anderen Ländern die typische Entwicklung durchmachen, will heißen, die zweite Generation kann die Muttersprache der Eltern (der Emigranten) nur noch einigermaßen, die dritte Generation versteht kein Wort mehr, so ist das bei persischen Juden absolut anders, ja, sie haben in L.A. zum Beispiel auch Schulen, wo Farsi Unterrichtsfach ist, abgesehen davon, daß die Kleinen bereits daheim mit der Sprache der Groß- und Urgroßeltern aufwachsen. Und wer einmal die typisch jüdisch-persischen Speisen kennengelernt hat (abgesehen davon, daß auch die nicht-jüdische persische Küche einfach sensationell ist), wer also „Opgusht mit Gondi“, die Shabbat-Suppe mit getrockneten Zitronen und speziellen Knödeln, beispielsweise gekostet hat, ist dieser Kultur sowieso schnell verfallen. Die Liebe (zur persischen Kultur) geht sicher auch durch den Magen.

Friedensnobelpreis für die iranische Jugend?

Doch zurück nach Teheran und all die anderen Städte, wo derzeit die Demonstrationen laufen. Man kann, man muß diesen jungen Menschen die Daumen drücken, daß alles gut geht. Und daß sie vielleicht langfristig Erfolg haben. Vielleicht würde ein Friedensnobelpreis für die iranische Jugend ein Ansporn sein? Ich weiß, ich weiß, das ist naiv und wird wohl kaum passieren. Aber warum eigentlich nicht? Es wäre ein mächtiges Zeichen. Aber wie man die Jury in Oslo kennt… naja, also… Uns bleibt nur der Blick rüber in den Iran. Und hoffen.

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