Wenn es irgendwo Krieg gibt, dann es ist das Normalste auf der Welt, daß die Menschen, wenn sie in der Lage sind, diese Region meiden und einen großen Bogen um ein Kriegsgebiet machen.
Ausgenommen von dieser »normalen« Reaktion sind: Journalisten und Israelis. Viele Israelis sind in der Vergangenheit, sowie es Krieg gab, nach Hause gefahren, weil sie entweder kämpfen oder schlicht da sein wollten.
Die meisten Europäer können das nicht verstehen, weil sie Krieg nicht kennen, weil sie die Situation nicht nachvollziehen können – was ein großes Glück und ein großer Luxus ist.
Ich werde im Augenblick nicht viel über die neuen Kämpfe in und um Gaza sagen. Das kommt zu einem späteren Zeitpunkt. Aber ich sitze hier in Berlin im Augenblick und will schon endlich abfliegen, um dort zu sein. Typisch Journalist. Aber auch typisch, weil ich, für den Augenblick zumindest, Tel Aviv zu meinem Lebensmittelpunkt gemacht habe. Und so habe auch ich das Gefühl, daß ich »dort« sein möchte. Die Lage hier in Berlin, weitab, mitzuverfolgen, hat etwas Surreales. Wenn meine Code-Red-App losbrummt und mir in Echtzeit sagt, daß es nun wieder Raketenangriffe auf den Süden Israels gibt (was automatisch bedeutet, daß gleich danach wieder Gaza bombardiert wird), dann hat das, wenn man sich in Berlin bewegt, etwas Absurdes.
Das mag verstehen, wer will. Ich weiß. Das ist schwer nachvollziehbar. Aber für mich stimmt es. Als Journalist und als der Mensch, der ich bin. In Berlin finden gerade die Leichtathletik-Europameisterschaften ab. Mein Hotel ist komplett abgeriegelt, weil sich hier gleich beim Breitscheidplatz die große Eventmeile, das Public Viewing und die Siegerehrungen befinden und stattfinden. Ich sehe und beobachte das und mein Handy piept die ganze Zeit, weil Raketen fliegen und Bomben abgeworfen werden. Etwa 3500 km entfernt.
Verrückt. Ver-rückt. Gut, daß ich bald zurückfliegen kann.