Schwer zu glauben, daß es das schon gewesen sein soll: der lange angekündigte Vergeltungsschlag Teherans gegen Israel. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag feuerte Iran eine Salve an Raketen auf Israel ab. Vier Raketen wurde von »Iron Dome« abgefangen, der Rest fiel auf syrisches Gebiet. Rohrkrepierer, sozusagen.
Das war alles?
Das soll’s gewesen sein? Der Befehlshaber der iranischen Revolutionsgarden, Soleimani, hat angeblich das OK zum Angriff gegeben. Israel hat’s vielfach vergolten und nach eigenen Angaben alle angegriffenen Stellungen des Iran in Syrien zerstört, dafür bräuchte der Mullah-Staat Monate, wenn nicht ein Jahr, um das alles wieder neu aufzubauen und zu installieren, was nun zerbombt wurde.
Hm. Lassen Sie uns nicht über Trumps Entscheidung diskutieren, aus dem Abkommen auszusteigen. Das ist ein Thema, wo wir uns wahrscheinlich überwiegend einig sein werden. Der Lage in Syrien hat ja auch nur bedingt mit dem Ausstieg zu tun. Die Problematik ist älter, wenngleich sicher auch ein Ergebnis des Abkommens, das ja die Proxy-Situation und das Ausbreiten des Iran im Nahen Osten, sowie das Raketenprogramm des schiitischen Staates nicht weiter berücksichtigte.
Was war geschehen?
Also, was ist da in der vergangenen Nacht geschehen? Meines Erachtens gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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- Das war tatsächlich der Vergeltungsschlag und er zeigt, daß Iran militärisch wesentlich schwächer ist als bislang angenommen.
- Das war eine »Schnellreaktion« auf die andauernden israelischen Angriffe auf iranische Ziele, die in den letzten Tagen und Wochen ziemlich erfolgreich waren. Man wollte endlich reagieren, um dem irgendwas entgegenzusetzen.
- Das war nur ein Test, wie die Israelis auf einen Angriff reagieren, um besser einschätzen zu können, was kommt, wenn man den »richtigen« Vergeltungsschlag verübt
- Iran hat sich komplett verkalkuliert, muß möglicherweise von Syrien insofern ablassen, als man erkannt hat, daß Israel doch zu mächtig ist, um vor dessen Grenze militärisch etwas tun zu können. Also wird man sich wieder der Hizbollah bedienen und der Proxies, die man derzeit in Syrien aufbaut, dann hätte Israel wesentlich größere Probleme und man selbst ist dann als iranischer Staat außen vor.
Schlussfolgerungen?
Wenn Sie mich jetzt fragen, welche der vier Möglichkeiten, die ich hier skizziert habe, meiner Meinung nach die richtige ist, dann werden sie von mir keine klare Antwort erhalten. Vielleicht ist es auch ein Kombination mehrerer Möglichkeiten, ich weiß es, ehrlich gesagt auch nicht so genau, wobei ich eine Tendenz habe daran zu zweifeln, daß die Iraner so »dumm« wären, Israel falsch einzuschätzen. Das glaube ich einfach nicht.
Also wird die Lage im Norden Israels weiter angespannt bleiben. Und die Armee, die Geheimdienste, die Politik müssen sehr klug, vorsichtig und, tja, weise agieren und reagieren. Aber was kann Israel schon passieren, jetzt, wo Bibi Donald in der Tasche hat, nicht wahr … ?
Richard C. Schneider, Tel Aviv