Kennen Sie den: Juni 1945 in Wien. Ein Jude geht auf der Kärntnerstrasse als ihm ein Mann entgegenkommt, den Arm in die Höhe reisst und brüllt: „Heil Hitler!“. Woraufhin der Jude antwortet: „Bin ich ein Psychiater?“
Ein bißchen so fühlte ich mich auch gestern. Da bekam ich doch glatt eine Mail eines deutschen, nichtjüdischen Bekannten, was ich „als Jude“ zu Jeffrey Epstein sage. Hallo??? Geht‘s noch? Bin ich ein Psychiater??
Epstein ist Jude. Ich auch. Also muß ich dazu Stellung nehmen – dachte sich wohl dieser nette Nichtjude, der sich selbstverständlich niemals als Antisemit sehen würde. Was gibt es zu Epstein zu sagen? Wenn die Vorwürfe gegen ihn stimmen, dann ist das, was er gemacht hat, jenseits aller religiösen Überzeugungen schlicht: zum K.!
Ansonsten interessiert mich der Fall Epstein wegen der möglichen Verwicklung mit Ehud Barak. Und es schließlich Wahlkampf in Israel, mal gucken, was da noch alles passieren kann.
Aber weil ich Jude bin, soll ich mich dazu verhalten m ü s s e n? Hey, an Euch alle da draußen, die ihr ähnlich denkt: Bin ich Euer aller Psychiater? Oder der von Epstein?!
Schönen Tag auch noch…
2 Gedanken zu „Bin ich ein Psychiater?“
Sehr geehrter , lieber Herr Schneider , Ihre Zeilen sprechen mir – wie oft – aus der Seele ! Ihnen Alles Gute ! Shalom ! Euard Weig , Psychiater , Psychosomatiker , Psychoanalytiker
Ok, Sie regen sich zu Recht über die Pauschalisierung ihres Bekannten auf. Doch das Selbe tut zu Recht auch der Leser ihres Blogs, wenn er ständig bei Ihnen über Sätze stolpert wie:
„Es gab mal Lichterketten gegen Rassismus. Ich war skeptisch damals, habe das nur für „Schminke“ gehalten, damit sich einige Menschen gut fühlen können, scheinbar etwas getan zu haben gegen das dunkle Deutschland. Für Juden würde man wohl nicht einmal mehr eine Lichterkette zustande bringen. „
„Europa war kontaminiertes Territorium für Juden und scheint es wieder zu werden.“
„In Europa richtet sich der Antisemitismus gegen alle Juden, klar.“
Auch Sie differenzieren in ihrem Blog oft nicht, sondern spitzen genauso zu und schüren die negativen Emotionen ihrer jüdischen Leser gegen Deutschland und Europa. Diese negative Denkweise ist heute leider, vor allem im Netzt und in den sozialen Medien allzu weit verbreitet. Was wir in diesen unruhigen Zeiten brauchen sind aber nicht Menschen die Brücken abreißen und andere pauschal diffamieren, sondern Menschen, die um Verständnis werben, Brücken bauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Menschen betonen und es über den allseits verbreiteten Hass stellen.