In den letzten Tagen ist eigentlich schon alles gesagt und geschrieben worden zu den Wahlen in Israel. Inzwischen wird es immer deutlicher, daß ein Mann, e i n Mann ganz allein das ganze Land in Geiselhaft genommen hat. Bibi Netanyahu. Er will nicht abtreten, obwohl die Bevölkerung ihm sehr klar gemacht hat, daß er keine Mehrheit mehr hat. Und das heißt: Daß die Mehrheit der israelischen Bevölkerung ihn nicht mehr will, Bibi Netanyahu – eine Gefahr für Israel.
Aber Netanyahu ist nicht nur machttrunken, sondern schlimmer noch: Ein waidwundes Tier. In seinem Kopf scheint nur noch ein einziger Gedanke zu existieren: ich will nicht ins Gefängnis, ich will nicht ins Gefängnis!
Krieg vermeiden
Ihm droht wegen Korruption die Anklage und danach möglicherweise die Verurteilung. Das will er unbedingt vermeiden, in dem er an der Macht bleibt. Und wie wir inzwischen wissen, war er eine Woche vor den Wahlen sogar bereit, den zweiten Wahlgang abzusagen. Duch einen Krieg gegen Gaza. Die Militärs und Sicherheitskräfte waren dagegen. Aber vor allem hat ihn der Generalstaatsanwalt davon abgehalten. Denn Bibi wollte diese Krieg ohne die notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen vom Zaune brechen. Ausgerechnet Netanyahu, der Politiker, den zwar alle bislang für blutrünstig und kriegslüstern hielten (im Ausland), von dem aber in Israel jeder wußte, daß er alles tut, um Krieg zu vermeiden.
Ein Wink aus Teheran
Aber was inzwischen noch viel schlimmer ist: Bibi wird aus noch einem anderen Grund zur Gefahr für Israel: Am Golf könnte sich die Lage immer weiter zuspitzen. Zwischen Teheran und Riad und Washington. Und wenn es dort – gewollt oder ungewollt – zu einem richtigen Krieg käme, dann wäre ganz schnell auch die Hizbollah involviert. Ein Wink aus Teheran genügt und die Rakten aus dem Libanon würden auf Israels Städte abgefeuert werden. Israel braucht schnellstens eine Regierung. Eine handlungsfähige Regierung. Sie braucht einen Premier, der sich um das Land kümmert und nicht um seinen möglichen Weg ins Gefängnis. Allein aus diesem Grund müßte Netanyahu endlich abtreten. Um das Land, das ihm angeblich so wichtig ist, zu retten. Aber er tut es nicht. Zumindest nocht nicht. Und es sieht nicht danach aus, daß er freiwillig gehen wird.
März 2020
Man kann nur hoffen, daß in den kommenden Wochen, in denen sich womöglich das Schicksal dieses Mannes auf die eine oder andere Weise entscheiden wird, nichts außenpolitisch Irrsinniges passiert. Und man muß beten, daß es nicht noch eine dritte Wahl geben wird. Im März 2020. Dann wäre Israel über ein Jahr ohne eine vernünftige Regierung.