Eine Inszenierung
Die Inszenierung der Show war nicht schlecht: Ein schmuckloser Raum im Verteidigungsministerium in Tel Aviv, Videos, Graphiken und schließlich ein schwarzer Vorhang. Diesen riss Israels Premier wie ein Zauberer bei einem seiner Tricks von der Wand, um dahinter angeblich 55 000 Dokumentenordner und über 100 CDs zu »enthüllen«. Diese soll der Mossad aus Teheran entwendet und in einer Nacht nach Israel gebracht haben. Wenn dem so ist, was wahrscheinlich ist, dann hat der israelische Geheimdienst tatsächlich ein Husarenstück vollbracht.
Und was sonst?
Aber ansonsten? Zumindest von dem, was wir gestern hörten – natürlich auf Englisch, denn die Welt sollte ihm ja zuschauen und -hören – konnte man keine wirklichen Neuigkeiten erfahren. Der Iran bastelte an der Atombombe? Na klar, deswegen wurde das Abkommen ja geschlossen, um genau das zu unterbinden. Der Iran hatte gelogen? Ja, sicher. Das geheime Projekt Amad? Auch das im Prinzip bekannt. Daß der Iran alle Unterlagen zum Bau einer Bombe behalten hat? Wissen ist ja nicht mehr rückgängig zu machen, was ist daran jetzt so überraschend, daß sich die Iraner die Option, eine Bombe zu bauen, offenhalten? Ob sich unter den Tausenden von Akten, Papieren und Unterlagen tatsächlich noch eine „smoking gun“ befindet, wird sich wohl erst zeigen – oder Eingeweite wissen tatsächlich mehr als wir nach dem gestrigen Abend.
Warum jetzt?
Daß Bibi diese Show 12 Tage vor der Entscheidung Präsident Trumps aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran auszuscheiden vorführte, ist natürlich auch kein Zufall. Unter Freunden hilft man sich ein wenig. Trump kann jetzt sagen, daß Netanyahu ihm die letzten »Entscheidungshilfen« geliefert habe und Netanyahu kann sich freuen, diesen »very bad deal« bald aufgelöst zu sehen.
Welche Alternativen gibt es?
Nur – welche Alternativen hat Bibi gestern angeboten? Vernünftige Alternativen, um Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten? Keine. Und er hat auch nicht gesagt, daß die Iraner sich nicht an den Deal halten würden. Was Israels Premier getan hat, war vielleicht sogar ein Versuch, Washington dazu zu bringen, Iran anzugreifen, damit nicht die israelische Armee dies tun »muss«. Was Israels Premier getan hat, war, seiner Wählerschaft einmal mehr zu »beweisen«, daß nur er der geeignete Premier ist, Israel in diesen unruhigen Zeiten »sicher« zu führen. Was Israels Premier getan hat, war, von den Untersuchungen gegen ihn wegen möglicher Korruption abzulenken.
Die Lage ist ernst
Dabei ist die Lage ernst genug. Der Iran versucht tatsächlich, sich in Syrien breit zu machen und wird damit tatsächlich eine immer größere Gefahr und Bedrohung für Israel. Und die geschätzten 120 000 Raketen der schiitischen Hizbollah im Libanon, die ihre Befehle aus Teheran erhält, sind auf Israel gerichtet, nicht auf irgendeinen anderen Staat. Die Bedrohung ist real, die Show hätte es nicht gebraucht. Und auch wenn der Atom-Deal schlecht ist, ein Naher Osten ohne Deal ist noch viel schlimmer dran.
Richard C. Schneider, Tel Aviv
Ein Gedanke zu „Bibi – Die Show!“
Ich glaube Netanjahu. Iran sagt immer wieder öffentlich, dass sie vor hat Israel zu vernichten, und wie kann sie das tun ohne Atomwaffen? Die EU wird noch dazu führen, dass der 3 Weltkrieg durch Iran stattfindet. Und wenn Israel bedroht ist, ist der nächste Schritt die EU, da der Iran ganz klar vor hat eine Imperium zu werden, glaubt ihr sie wird die naive EU schonen?