Wenn’s um politsche Dummheit geht, dann bleiben sich links und rechts nichts schuldig, im Gegenteil, in der Dummheit sind sie glücklich vereint.
Trump und die Zerstörung der UNRWA
Donald Trump, der neue Politik-Typ des 21. Jahrhunderts, der von nichts eine Ahnung hat und einfach irgendwie irgendwas macht, hat nun endgültig entschieden, der UNRWA, der UN-Hilfsorganisation für die palästinensischen Flüchtlinge, keinen Cent mehr zu geben, genauer: 360 Millionen $. Das ist, gelinde gesagt, eine Katastrophe.
Die UNRWA gehört reformiert. Dringend.
Nein, ich bin kein Freund der UNRWA, ich habe schon vor Jahren eine Reportage über diese einzige Organisation der UN für ganz spezielle Flüchtlinge – Palästinenser – gemacht, in der wir die Frage aufwarfen, ob sie nicht den Flüchtlingszustand perpetuiert mit ihrem Tun, ob sie nicht auch den Menschen wenig Möglichkeiten gibt, sich selbst zu entwickeln und zu versorgen, sondern sie in Abhängigkeit läßt. Die Fragen sind berechtigt, ebenso wie die Frage, ob man eine dritte, vierte, fünfte Generation noch als „Flüchtlinge“ bezeichnen kann. Und man muß schon auch fragen, was in ihren Schulen gelehrt wird, warum vor einigen Schulen Steindenkmäler stehen, die ganz Palästina zeigen und nicht Israel und das geplante Palästina. Man muß fragen, warum die Hamas in ihren Schulen Raketen verstecken konnte und und und… Diese Organisation hätte viele Fragen zu beantworten. Und müßte dringend reformiert werden.
Aber ihr den Geldhahn zudrehen? Das ist absurd und unmenschlich. Die Lage ist sowieso schon prekär und in der bereits existierenden Not der Menschen noch mehr Not ihnen aufzuerlegen, macht keinerlei Sinn.
Und wieder einmal die Klügsten: Das israelische Militär
Wie schon so häufig, ist das israelische Militär hier der einzige „Erwachsene“ im Raum. Die Militärs warnen vor dem Schritt, das werde die Not nur noch mehr steigern, die Gefahr neuer Konflikte werde damit heraufbeschwört, man treibe ganze Generationen, junge Menschen, in die Arme der Hamas, die das Vakuum schnell füllen wird.
Wieviel Kompensation für wie viele?
Trump ist das wurscht und auch Netanyahu denkt nur in Zahlen. Denn Trump kritisiert – nicht zu Unrecht – die Flüchtlingszahlen von rund 5,6Millionen, die die UNWRA zählt, nach ihrer Lesart, die aber nun auf rund 500 000 fallen dürfte. Diese im Augenblick „virtuellen“ Zahlen könnten eines Tages aber eine Rolle spielen, wenn es um die Kompensation der Flüchtlinge gehen wird…
Die Extreme Linke und Lana del Rey
Auch die extreme Linke hat gerade wieder riesigen Bockmist gebaut. Die BDS-Bewegung, die in ihrem Kern die Auflösung Israels verlangt (siehe deren Website), hat einen großen „Erfolg“ zu melden. Lana del Rey sollte ein Konzert in Israel geben und nun wurde sie so unter Druck gesetzt, daß sie das Konzert abgesagt hat. War heute die Nachricht des Tages in Israel. Und wer wird damit getroffen? Die Menschen, die ganz gewiß nicht Bibi wählen, die jungen Menschen, die ein anderes Israel wollen als die aktuelle Regierung es will, diejenigen Menschen, die in großen Teilen solidarisch sind mit den Sehnsüchten der Palästinenser nach einem eigenen Staat. Dieser ganze unsinnige Boykott, der Israel wirtschaftlich sowieso nicht trifft, weil der Hightech, Greentech, Meditech und Cybersecurity-Hub sowieso in die ganze Welt exportiert, ist nur PR, die letztendlich nur zeigt, daß man mit denjenigen Israelis, die eigentlich auf der politisch „richtigen“ Seite, nämlich eher links, stehen, auch nicht zusammenarbeiten will. Und was machen dann solche Boykott-Erfolge? Die „Linke“, sofern es sie noch gibt, wird sich auch weiter nach rechts bewegen.
Links und Rechts – Best friends, vereint in Tumbheit.
Zwei politische Entscheidungen zweier gegensätzlicher Ideologien: Sie sind in ihrer Menschenverachtung, Blödsinnigkeit, Kursichtigkeit nur ein weiteres Zeichen, wie verkommen Nahostpolitik geworden ist. Und daß es den Playern längst nicht mehr um eine echte Lösung des Konflikts geht. Trump und BDS hätten sich beim Dinner sicher viel zu sagen – sie würden sich in ihrer Tumbheit gut verstehen.
6 Gedanken zu „Dumme Politik von links und von rechts: Lana del Rey und UNRWA“
Weshalb sollen die USA einen als schlecht erkannten Zustand weiterhin als größter Geldgeber finanzieren? Die muslimischen Bruderstaaten halten Sie hier sehr elegant zurück und nutzen die Palästinenser meist nur, um ihre Interessen zu vertreten. Es ist klar und verständlich, dass es einen Schock bedarf comma diesen unerträglichen Zustand der Dauer Subventionierung zu beenden. Die Menschen werden in andauernder Abhängigkeit behandelt und bekommen nicht die Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln.
… von links… okay. Von rechts… da bin ich mir nicht so sicher, und ich frage mich, wie man sich da überhaupt so sicher sein kann. Das heisst, diejenigen, die den Schritt UNRWA’s Geldhahn zuzudrehen, befürworten, scheinen sich ihrer Sache ganz sicher zu sein – und die Gegner sind dies ebenfalls.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es von der palästinensischen Seite her keinerlei Kompromiss- oder Verhandlungsbereitschaft gibt, wenn es darum geht, den vererbbaren Flüchtlingsstatus zu hinterfragen, und Bemühungen, die UNRWA etwa zu « reformieren » sind bisher auch alle gescheitert, denn die meisten Mitarbeiter sind Ortskräfte, also selbst Palästinenser, die oft der Hamas nahestehen, wenn sie nicht gar selbst Mitglieder sind. Es scheint nicht möglich zu sein, den Status quo beispielsweise stufenweise zu verändern. Folglich bleibt nur, weiterhin am Status quo festzuhalten, wobei sich die Situation während des Nichtstuns unweigerlich auch ändert, d.h. weiter verschlechtert, oder man entschliesst sich zu so einem radikalen Schritt, der folgenreich ist.
In diesem Sinne haben die Kritiker auf jeden Fall « Recht ». Die Änderung, die den betroffenen Palästinensern hiermit aufgenötigt wird, ist erst einmal schmerzhaft, aber es ist wahrscheinlich der einzig mögliche Weg, um nachhaltig Änderung herbeizuführen, hoffentlich zum Vorteil für die Palästinenser selbst, wenn sie selbst ALLE ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dafür nutzen, die Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung zu verbessern und nicht Terrortunnel zu bauen. Man hat sich daran gewöhnt, dass vor allem die USA für die Versorgung der Zivilbevölkerung einspringen, während die arabischen Brüder sich so gut es geht um die Militarisierung derselben bemühen, wofür finanzielle Mittel bereitgestellt werden.
Ziel sollte doch sein, dass die Palästinenser einmal frei werden von ihren verschiedenen Abhängigkeiten.
[In Ergänzung zu meinem vorigen Kommentar]
Ein Zitat von Georg Christoph Lichenberg, „Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden, wenn es gut werden soll.“
Meinem Verständnis nach ist dies die Idee, die das Handeln der Amerikaner UNRWA betreffend motiviert, und wenn die Palästinenser (sowie ihre Brüder im Nahen Osten) diese Gelegenheit nutzen, um zu demonstrieren, dass ihnen *selbst* mehr am Wohl der Zivilgesellschaft gelegen ist als am Schüren von Hass und Kriegstreiberei gegen Israel, dann werden die USA sicher gerne helfen, Gaza zum Wohle aller zum Blühen zu bringen.
Dritter Kommentar… nachdem ich auch dem Hinweis auf das Radiointerview mit UNRWA-Sprecher Chris Gunness, gefolgt bin. Er spricht selbstverständlich für den Erhalt der UNRWA in ihrer aktuellen Form, und ebenso natürlich will dies auch jeder einzelne betroffene Palästinenser sowie auch Richard Schneider. Die Frage ist, ob dieser Wunsch auch mittelfristig im palästinensischen Interesse sein kann.
Ich lese/höre auch die Stimmen auf der Seite der Befürworter und kann nicht erkennen oder bestätigen, dass es sich dabei ausschliesslich um Personen handelt, die politisch rechts stehen.
Und es ist irreführend zu behaupten, dass palästinensische „Flüchtlinge“ nun gar nicht mehr versorgt werden können. Es können selbstverständlich andere Geldgeber einspringen, die hoffentlich mehr Einfluss haben werden, um etwas am Flüchtlingsstatus der Palästinenser und der gesamten Situation zugunsten der Betroffenen zu ändern.
Hier: https://www.timesofisrael.com/abbas-voices-support-for-tripartite-confederation-with-israel-and-jordan/
wird Abbas mit folgenden Worten zitiert: “Then President Trump says to cancel UNRWA and give humanitarian aid to the residents of Gaza. How is it possible that one on the one hand you cancel UNRWA and on the other hand help Palestinian residents?” –
Mit anderen Worten. Die palästinensischen „Flüchtlinge“ würden wohl finanzielle Hilfe von den USA erhalten, wenn ihr Flüchtlingsstatus aufgehoben würde und sie Bewohner von Gaza wie alle anderen würden.
In diesem Sinne: Der amerikanische Nahost-Friedensplan scheint gerade Schritt für Schritt umgesetzt werden – nicht auf westliche Art in langen, zähen Verhandlungen und mit grossen Ankündigungen, sondern „orientalisch“, indem Fakten geschaffen werden, auf die dann reagiert wird. Zug um Zug.
Genau so ist es, Richard C. Schneider! Sehr gut erfasst und brillant auf den Punkt gebracht – Chapeau!