Heute Abend sitze ich in einem Lokal in Tel Aviv, da legt plötzlich der Raketenalarm los. Nein, es gab keine Aufregung, jeder dachte, es sei falscher Alarm. Dann kamen per Handy die ersten Meldungen, daß es kein falscher Alarm war. Tatsächlich wurden Raketen von Gaza nach Tel Aviv abgefeuert. Das erste Mal seit dem Gaza-Krieg 2014. Und was machen die Israelis in solch einer Situation: Witze. „Die Raketen hat Bibi bei der Hamas bestellt. Beste PR für die Wahlen!“ Alle lachen.
Die Menschen in Gaza dürften heute Nacht nichts zu lachen haben. Netanyahu ist in die Headquarters der Armee im Verteidigungsministerium gefahren, von dort werden Kriege oder andere wichtige Operationen der Armee „gefahren“. Vor wenigen Minuten kam die Meldung, daß auch der National Security Advsisor in der „Kiriya“ eingetroffen sei, wie das Verteidigungsministerium auf Hebräisch heißt. Also: „ganz großes Kino“, sozusagen. Die ägyptische Delegation, die gerade in Gaza weilt, um derzeit mal wieder zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, wurde von Netanyahu gebeten, Gaza sofort zu verlassen. Das läßt darauf schließen, daß es wahrscheinlich eine unruhige Nacht für die Menschen dort zu werden droht. Vielleicht gibt’s dann in der Konsequenz weiteren Raketenalarm in Tel Aviv. Mal sehen.
Hier geht man erst mal schlafen und hofft, daß die Nacht ruhig bleibt. Vielleicht haben ja alle Seiten Glück. Das Wetter ist ziemlich unruhig, regnerisch, zum Teil stürmisch. Nicht die besten Voraussetzungen für große Militäraktionen.
Aber: Für Netanyahu ist diese Situation im Wahlkampf nur von Vorteil. Anders als noch vor einigen Monaten, muß er wohl diesmal „hart“ sein. Das letzte Mal wurde ihm vorgeworfen, er sei zu weich, sei nach den vielen Raketen der Hamas zu schnell bereit gewesen, einem Waffenstillstand zuzustimmen. Das kann er sich also jetzt im Wahlkampf nicht leisten, daß man ihn der „Schwäche“ bezichtigt. Insofern muß man befürchten, daß möglicherweise Entscheidungen getroffen werden, die mehr mit politischem als mit militärischem Kalkül zu tun haben…
3 Gedanken zu „Bibi hat’s bestellt“
Macht N nichts, dann ist er ein Softie.
Macht er was, nutzt es seinen Stimmen
Nicht ganz fair. Beszellt hat er es nicht
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Das vor Ort zu erleben ist doch sehr ungemütlich. Ich hoffe, alles geht gut! Und ich unterstelle auch nicht, dass angesichts des Whlkampfes bei irgendjemandem Freude aufkommt. Aber das war ja auch nicht ernst gemeint, ich weiß… Es macht mich echt traurig, dass Israelis immer wieder mit solchen Situationen leben müssen.