Fauda 2

Kennen Sie die israelische Serie »Fauda«? Wenn ja, dann haben Sie auf alle Fälle schon die erste Staffel gesehen. Seit kurzem gibt es nun auch die zweite Staffel zu sehen, auf Netflix. Ich gebe zu, als Serien-Junkie, habe ich mir »Fauda 2« in nur anderthalb Tagen reingezogen. Die Serie ist spannend, aufregend, zynisch, brutal, ekelhaft, grandios … alles, was »House of Cards« mal war – nur halt im Krieg, im ewigen, nicht enden wollenden palästinensisch-israelischen Konflikt.

 

Kritiker, die keinen Krieg kennen

Die Kritiken, die ich gelesen habe, sind nicht überwältigend. Aber deswegen, weil die Kritiker entweder von links oder von rechts sich als politisch-moralische Instanzen aufspielen und dann – je nach eigener Position – erklären, daß die Serie zu sehr die israelische Seite zeige, also den Konflikt aus israelischer Sicht darstellt oder aber doch zu stereotyp ist oder die Palästinenser zu gut wegkommen usw … was Kritiker halt so schreiben, die nie vor Ort, im »Shetach« on the ground waren und keine Ahnung haben, was Krieg ist.

Ich kann diesen Kritiken nichts abgewinnen. Die Serie ist meiner Erachtens insofern großartig, als sie einen Sch… drauf gibt, was Moral betrifft. Es gibt keine Moral im Konflikt. Die einen wollen siegen, die anderen wollen siegen, die einen hassen, die anderen hassen. Jeder kämpft auf seine Weise und da sind ethische oder moralische Überlegungen nicht gefragt.

 

Menschen mit Gefühlen

Was aber doch versucht wird: beide Seiten einfach als das zu zeigen, was sie sind: Menschen, die brutal gegen ihre Feinde vorgehen, aber doch leiden und lachen, trauern und hassen, Zwistigkeiten miteinander austragen, die manchmal die gemeinsame Sache gegen den gemeinsamen Feind überlagern.

Ja, vielleicht wird in der Charakterführung der Figuren nicht genug auf die Frage eingegangen, inwieweit sie psychisch zerstört werden durch das, was sie machen: töten. Vielleicht könnten die Figuren noch gebrochener sein, sich mehr hinterfragen. Und doch wird klar, daß sie nicht unversehrt bleiben, daß sie außerhalb gesellschaftlicher Normen existieren. Bei der israelischen Undercover-Einheit ist das besonders deutlich: Sie sind nur miteinander befreundet, da gibt es »von draußen« niemand.

 

Etwas Altmodisch: Der IS

Was bei »Fauda 2« vielleicht schon ein wenig „altmodisch“ erscheinen mag: der Palästinenser, der gejagt wird, hat sich dem IS angeschlossen. Nun, der IS spielt heute in der Wirklichkeit vielleicht nicht mehr die entscheidende Rolle im islamischen Jihadismus. Aber letztendlich ist die Flagge und der Name egal: Die Ideologie lebt fort und so verliert die Serie nichts an Brisanz.

Sie zeigt ein Israel, das viele nicht mögen: Es ist hart und ungerecht und gemein und widerlich und ohne Skrupel. Aber das ist eben eine Seite Israels, die existiert. So wie auch auf der palästinensischen Seite. Und man sympathisiert in der Realität mit der Seite, die einem ideologisch näher steht – das macht den Kampf der einen oder anderen Seite aber nicht gerechter oder weniger gerecht. Für mich hat Fauda da eine gute Lösung gefunden. Die Geschehnisse wechseln ständig hin und her. Von palästinensischer Seite zur israelischen und man ist stets für die Seite, die man gerade sieht, denn es werden da jeweils »Gute« und »Schlechte« gezeigt, die aber auch wiederum gute und schlechte Seiten haben, mit denen man in einer Situation völlig übereinstimmt, nur um dann zu sehen, zu wieviel Hass auch eine positive Figur fähig ist.

 

Die Möglichkeit zur Reflexion

Ja, gewiß, »Fauda« würde anders aussehen, wenn Palästinenser diese Serie geschaffen hätten. Doch so, wie die palästinensische Gesellschaft im Augenblick ist, wäre sie nicht in der Lage, die israelische Seite differenziert und auch wohlwollend zu zeigen. Das wäre vielleicht von einem Volk, das sich im Kampf gegen die Besatzung befindet, wahrscheinlich zuviel verlangt. Das kann der »Besatzer« aus der Position der Stärke und daher auch aus der Möglichkeit zur Reflexion schon eher. Klar, es ist und bleibt eine israelische Serie. Aber sie gibt den Palästinensern Gesichter, Gefühle, Gedanken, Ängste und Freuden. Ich hatte beim Schauen nie das Gefühl, daß da eine Seite zu kurz kommt.

 

Eine komplexe Liebesgeschichte

Klar ist man hingerissen, von der komplexen Liebesgeschichte zwischen dem israelischen Undercover-Agenten Doron und der schönen Palästinenserin, die – es geht gar nicht anders – tragisch endet. In den Augen so mancher Israelis oder Palästinenser ist solch eine Liebe, die man im Film darstellt, ein Tabu. Allein das ist schon großartig, daß »Fauda« zeigt, daß es durchaus zwischen den Seiten Gefühle geben kann, selbtst wenn sie immer wieder gebrochen werden.

Wie dem auch sei: 12 Folgen, die die Zeit wie im Flug vergehen lassen. Unbedingt schauen. Und wer »Fauda« noch nicht kennt, hat den großen Vorteil, zwei Staffeln hintereinander gucken zu können.

Staffel drei wird es sicher geben. Die zweite Staffel endet ohne Ende. Da ist klar, daß es in einigen Monaten weitergehen wird. Prima!

2 Gedanken zu „Fauda 2

  1. Israeli, die sich als Araber “ verkleiden “ und Palästinenser , die sich als Israeli herausputzen, un um Feindesland agieren zu können. Sie man die Gesichter, so kann man nicht erkennen, wer was ist. Sie sind sich zu ähnlich. Eine Topserie. Wann kommt der 3. Teil? I’m addicted

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