Die Gelbwesten in Frankreich

Irgendwann wird’s einfach antisemitisch. Es ist einfach nicht zu fassen. Teil der „Gelbwesten“ in Frankreich beschimpfen Macron mittlerweile mit Plakaten, die lauten: „Macron pute à Juifs“, „Macron, Hure der Juden“. Ein solches Plakat hing auf der A6, der Autobahn von Paris nach Marseille.

Natürlich gibt es wieder Verschwörungstheorien: Juden würden Frankreich aussaugen, sich bereichern an der Armut der Franzosen. Während die Franzosen „hungern“ würden Juden in der Öffentlichkeit Kerzen zünden (gemeint sind Chanukka-Kerzen). Im Netz gibt es zunehmend antisemitische Videos, Graffiti und reale Drohungen gegenüber jüdischen Gemeinden.

Man muß in diesen Zeiten nur warten, dann kommt’s schon zutage, das Antisemitische. Jüdische Gemeinden reagieren darauf. Sie haben am Shabbat in einigen Orten oder Stadtteilen von Paris die Synagogen geschlossen, weil die Bedrohungslage zu prekär ist. Natürlich hat sich der antisemitische Künstler Dieudonné zu Wort gemeldet, und auch der französische Musiker Stephen Ballet, der in Istanbul lebt und als Antisemit bekannt ist, hat nichts besseres zu tun als Juden für all die Probleme dieser Welt, pardon: Frankreich, verantwortlich zu machen.

Morgen ist wieder Samstag. Wieder werden Synagogen für’s Gebet geschlossen bleiben. Mal sehen, was in Frankreich morgen los sein wird…

4 Gedanken zu „Die Gelbwesten in Frankreich

  1. Zwei Gedanken:
    1. Es ist so, wie beschrieben. Es kommt jedoch hinzu, dass hier (in Frankreich) in den Gemeinden vor Panikmache gewarnt wird, also mehr vor Panikmache als vor dem Antisemitismus selbst. Auf keinen Fall darf die Frömmigkeit Schaden nehmen. Ursache für die Krawalle sind aus dieser jüdischen Sicht Unzucht und Ausschweifung und das Gegenmittel: Gebet und Züchtigkeit.

    Solcher Rat hört sich dann im französischen Original so an:
    https://www.youtube.com/watch?v=TjQXpkV5Tnw

    2. Interessant war auch, wie ich zu Wochenbeginn, verblüfft über leer geräumte Regalreihen, durch einen Supermarkt ging, Fotos machte und die auf Twitter postete. Von den Engpässen waren nur bestimmte Artikel betroffen, für die wahrscheinlich nur bestimmte, militante Beschäftigte verantwortlich sind. In anderen Supermärkten fehlte es an nichts. – Für die Populisten, besonders Trump-Anhänger, auf der Plattform waren diese Bilder gefundenes Fressen. Weiteres Nachfragen, Kontext herstellen etc. – nicht nötig. Die meisten wollen nicht sehen, was ist – nur das, was sie sehen wollen. So mag man dann gar nichts mehr teilen, weil man immer bedenken muss (Selbstzensur), welche Konsequenzen das Geteilte nachfolgend haben wird. Das ist der Anfang vom Ende der (Rede)freiheit.

    1. Heike
      Wenn überall anders die Regale voll waren: warum posten Sie dann ausgerechnet das Foto mit den leeren Regalen ??? Sind Sie „Journalistin“ ? Das würde dann manches erklären. Und warum sind „Trump Supporter“ auf Ihrer Seite die vermutlich deutsch ist ?

      1. André –
        es gibt keinen professionellen oder tieferen Grund für meine Präsenz auf Twitter. Ich gehe da nur meinen eigenen, breit gefächerten Interessen – im wesentlichen auf Englisch – nach. Im Zentrum steht für mich das Verstehen; ich muss nicht Einfluss nehmen. Und wenn ich mich zufällig irgendwo im Zentrum des Geschehens wiederfinde, warum dann nicht davon berichten? Mein erster Eindruck war, dass die Regale überall leer waren; so entstand mein post, und die Trump-Anhänger waren durch den Gelbwesten-Hashtag auf mich aufmerksam geworden. Voilà. –

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