Wieder zurück. Mit Igor Levit und der SZ? Eben nicht

Mein Blog ist wieder da. Nachdem ich während des ersten Corona-Lockdowns in Israel jeden Tag ein „Corona“-Tagebuch geführt habe, war danach die Zeit für mich gekommen, mal ein wenig Abstand zu nehmen vom regelmäßigen Bloggen. Corona hat die Welt verändert und hat Einfluß genommen auf unser aller Leben. Auch auf meins. Freunde sind an dem Virus erkrankt, zum Teil schwer, einige auch gestorben. Andere leben weiterhin in einer freiwilligen Isolation, da sie gesundheitlich besonders gefährdet sind. Der un-normale Alltag hat bei mir dazu geführt, mich um bestimmte Dinge zu kümmern, die man gern beiseite schiebt, weil man denkt, man habe ja noch viel Zeit. Aber wieviel Zeit haben wir? Das merken wir jetzt gerade: Diese Unfähigkeit zu planen. Was man „nächste Woche“ machen will. Was weiß man jetzt schon? Wird es einen partiellen Lockdown, einen totalen Lockdown geben? Wird man ins Restaurant können – fall es denn offen ist – oder nicht. Und wenn: traut man sich das noch in einer Woche, wenn es denn tatsächlich ginge? All diese Dinge haben das Leben ein wenig ver-rücken lassen. Und so habe ich nicht gebloggt.
 

Zurück. Mit Igor Levit und der SZ? Eben nicht

Nun aber wieder. Und ich beginne mit einem „Nicht-Blog“. Was ich damit meine? Nun, Sie haben vielleicht den Streit über den Artikel gegen Igor Levit in der Süddeutschen Zeitung mitbekommen? Und natürlich wurde ich gefragt, ob ich was dazu schreibe, in einer Zeitung oder Online. Und ich dachte eine Weile nach. Und fand meine Antwort: Nein. Diesmal nicht. Weil ich denke, dass sich diesmal die Nichtjuden mit diesem Artikel und der darin enthaltenen Problematik auseinandersetzen sollen. Natürlich juckt es mir in den Fingern, doch etwas zu schreiben. Aber diesmal beobachte ich nur. Das ist auch interessant. Sehr sogar. Man lernt viel, wenn man nur zuschaut, was geschieht. Und wie es geschieht. Ob ich eine Meinung zu der Auseinandersetzung habe? Klar, habe ich die. Aber mehr noch interessiert mich, wie inzwischen in Deutschland solche Diskussionen abgehen. Das ist ähnlich wie im Fall von Aleida Assmann, die sich plötzlich zur vehementen Fachfrau in Sachen „Israelkritik“ aufgeschwungen hat und versucht, damit Furore zu machen. Da sind viele interessante Entwicklungen in der Bundesrepublik zugange, die ich sehr spannend finde. Darüber werde ich sicher bald mal schreiben.

Aber diesmal schaue ich zu. Aber keine Sorge. Ich werde mich zu anderen Dingen zu Wort melden. Versprochen 🙂

 

Richard C. Schneider, Tel Aviv

9 Gedanken zu „Wieder zurück. Mit Igor Levit und der SZ? Eben nicht

  1. Toll, dass Die wieder da sind und schreiben, Herr Schneider ! Auch als „Nicht-Blog“ viele Grüße und einen guten Shabbes von Hamburg nach Tel Aviv !! B.Schlüter

  2. Es tut gut, wieder von Ihnen zu lesen! Das freut uns wirklich! Bleiben Sie weiterhin gesund!
    Was den Artikel über Igor Levit betrifft: beleidigend, respektlos,ganz schlechter Schreibstil auf niedrigem Niveau, über einen Musiker zu schreiben, der sich politisch engagiert! Der „Journalist“ hat ein Problem mit sich, und es wundert sehr, dass die SZ so einen Artikel durchgehen lässt! liebe Grüsse

  3. Shalom Herr Schneider, endlich sind Sie wieder online. Ich freue mich immer auf Infos aus TLV. Gerne würde ich ach dorthin kommen, aber es ist jetzt unmöglich. Beste Grüße aus München

  4. Ich hätte wetten können, dass Schneiders Groupies jauchzen und frohlocken, wenn der Aiutor ihrer Sehnsucht wieder in Erscheinnung tritt. Und ich hätte die Wette gewonnen.

  5. Es erscheint mir zwar nicht abwegig, Igor Levits Interpretation der Beethoven-Sonaten mit Daniil Trifonovs Gestaltung zu vergleichen. (Exemplarisch: die Piano-Sonate Nr. 32 in c-moll, Opus 111, die Levit 2019, Trifonov 2014 eingespielt hat).
    Ja, die Unterschiede sind kategorisch: Levit setzt der tollkühnen Fassung Trifonovs seine betont klassische, an Claudio Arrau und Emil Gilels anknüpfende Darbeitung entgegen.
    Helmut Maurós Formulierung „eine andere Liga“ erweckt bei mir den Verdacht, dass der SZ-Autor Mauró von Fußball vielleicht doch mehr versteht als von Musik.
    Vor allem hätte ich an seiner Stelle nicht versäumt, die Einspielungen von Valentina Lisitsa von 2020 (bei Mosfilm) einzubeziehen. Technisch ist sie ihren männlichen Wettbewerbern weit überlegen.
    Bleibt, das Wichtigste zu bewerten: die musikalische Aussage. Hier bin ich ganz auf der Seite von Levit, der sich – wie Beethoven – zum Humanismus bekennt. Beethoven: „Freiheit über alles lieben, Wahrheit nie – auch sogar am Thron nicht – verleugnen!“ – Levit: „Dinge beim Namen zu nennen, wenn bezwingende Dringlichkeit es gebietet. Das ist unser aller Pflicht.“
    Selbstverständlich machen Künstler von ihrer Meinungsfreiheit Gebrauch. 2015 erhielt Valentina Lisitsa deshalb in Kanada und den USA Auftritts-Verbot.
    In summa: Für ein Pamphlet erscheint mir Herrn Maurós Artikel zu wenig scharfsinnig, für eine Musik-Kritik gar hörgeschädigt.

  6. Ich habe Sie bzw. Ihre Kommentare vermisst. Nicht, dass ich immer Ihrer Meinung war (bin), aber Ihre Beiträge waren voll von interessanten Fakten und erleichtern die Orientierung. Schön, dass Sie wieder da sind.

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